Nicole Grabe

Gesunde Sprachentwicklung von Anfang an

Der Sprachbaum nach Wendlandt symbolisiert die vielfältigen Einflüsse und Voraussetzungen, die für eine erfolgreiche Sprachentwicklung bei Kindern wichtig sind. Doch neben all den Faktoren ist eines von entscheidender Bedeutung: Wärme, Akzeptanz und Liebe. Ohne diese elementaren Gefühle lernt kein Kind sprechen!

Jedes Kind hat seine eigene individuelle Sprachentwicklung. Manche Kinder lernen schneller sprechen und schließen ihre Sprachentwicklung bereits mit 4 Jahren ab, während andere erst mit 5 Jahren den vollen Umfang erreichen. Doch unabhängig vom individuellen Tempo erwerben alle Kinder Laute und grammatikalische Formen in einer bestimmten Reihenfolge.

Es ist wichtig, Abweichungen in der Sprachentwicklung fachkundig abzuklären, um festzustellen, ob möglicherweise eine Sprachentwicklungsstörung (SES) vorliegt. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Unterstützung können helfen, mögliche Schwierigkeiten zu überwinden und die Sprachentwicklung des Kindes zu fördern.

In diesem Prozess ist es von großer Bedeutung, dass das Kind von liebevollen und akzeptierenden Bezugspersonen umgeben ist. Eine warme und unterstützende Umgebung schafft die besten Voraussetzungen für eine gesunde Sprachentwicklung. Durch liebevolle Interaktionen, gemeinsames Vorlesen, Singen und Spielen können Eltern und Betreuer die Sprachfähigkeiten des Kindes auf natürliche und spielerische Weise fördern.

Der Sprachbaum nach Wendlandt erinnert uns daran, dass Sprachentwicklung nicht nur von äußeren Faktoren abhängt, sondern vor allem von der Liebe und Wärme, die wir unseren Kindern schenken.

Sprachbaum nach Wendland

Wie fördern wir die Sprachentwicklung?

  • Spielen Sie mit den Lautäußerungen des Kindes: Ahmen Sie das Lallen nach und machen Sie gemeinsam Tiergeräusche. Grimassen schneiden kann auch Spaß machen! Dadurch wecken Sie die Freude am Nachahmen und Sprechen, selbst bei den Kleinsten.
  • Seien Sie ein sprachliches Vorbild: Sprechen Sie langsam, deutlich und in einfachen Sätzen. Bleiben Sie dabei natürlich und authentisch, vermeiden Sie jedoch die Verwendung von „Baby- oder Robotersprache“. Auf diese Weise helfen Sie dem Kind, Sie zu verstehen und das Gehörte zu verarbeiten.
  • In Familien, in denen wenig Zeit miteinander verbracht wird, sind „Sprachinseln“ besonders wichtig. Rituale wie gemeinsame Mahlzeiten können hier hilfreich sein.

Das Vorlesen von Geschichten hat viele positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern. Es fördert ihre emotionale Entwicklung, erweitert ihren Wortschatz und verbessert ihre Lesefähigkeit. Indem sie sich in die Figuren hineinversetzen, werden ihre Kreativität und Phantasie angeregt. Durch das gemeinsame Verarbeiten der Handlung und der Gefühle in der Geschichte wird die emotionale Bindung gestärkt. Es ist wichtig, beim Vorlesen Blickkontakt herzustellen und auf Augenhöhe mit dem Kind zu sein, um Interesse zu signalisieren und die Aufmerksamkeit auf das gemeinsame Gespräch zu lenken. Dadurch erfährt das Kind emotionale Nähe und Zuwendung, was eine grundlegende Voraussetzung dafür ist, dass Kinder sprechen lernen. Wenn das Kind etwas erzählt, sollten wir vor allem auf den Inhalt hören und weniger auf sprachliche Fehler achten.

Sprachentwicklung geschieht auf spielerische und ganzheitliche Weise. Durch das Singen von Liedern und das Rezitieren von Gedichten wird nicht nur die Aussprache und das Sprachverständnis verbessert, sondern auch die kognitive Entwicklung angeregt. Kinder lernen neue Wörter und Ausdrücke kennen und können diese in verschiedenen Kontexten anwenden. Zudem werden durch die Bewegung und den Einsatz der Sinne verschiedene Sinneskanäle aktiviert, was das Lernen und Verstehen erleichtert. Indem Sie das Kind ermutigen, sich auszudrücken und seine Gefühle mimisch und gestisch auszudrücken, unterstützen Sie es dabei, seine sprachlichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und Selbstvertrauen aufzubauen.

Es gibt heutzutage eine große Auswahl an unterhaltsamen und fördernden Sprach- und Sprechspielen. Dazu gehören Fingerspiele, Wort- und Buchstabenspiele sowie Übungen zur Verbesserung der Artikulation, bei denen die Beweglichkeit der Lippen, Wangen und Zunge trainiert wird. Dabei steht das spielerische Element im Vordergrund und es sollte kein zusätzlicher Druck auf das Kind ausgeübt werden.

Der Medienkonsum ist ein oft diskutiertes Thema, insbesondere wenn Kinder alleine und/oder übermäßig lange den Reizen der Medien ausgesetzt sind. Es ist sinnvoll, regelmäßige Pausen einzulegen und gemeinsame Gespräche darüber zu führen, um die Verarbeitung zu unterstützen. Kinder- und Jugendpsychologen empfehlen generell eine strikte zeitliche Begrenzung. Es ist wichtig, in der Familie einen bewussten Umgang mit Computern, Fernsehern, Gameboys, MP3-Playern, Smartphones und ähnlichen Geräten zu etablieren. Denn Kinder lernen Sprache durch Mimik und Gestik in direktem Kontakt. Durch übermäßigen Konsum vom digitalen Medien kann sich die Sprachentwicklung eher verzögern.